zurück
SCHWAIG (DB2) - In den frühen Morgenstunden des 25.04.2005 kam es auf dem Betriebsgelände einer Spedition im Industriegebiet von Schwaig zu einem folgenschweren Rangierunfall, der einen umfangreichen Gefahrgut-Einsatz zur Folge hatte.
Während der Fahrer einer österreichischen Spedition seinen Lkw samt Hänger rückwärts an die Laderampe steuerte, senkten Arbeiter die Rampe so unglücklich ab, dass ein im hinteren Bereich des Hängers gelagertes 200-Liter Fass etwa 20 cm unterhalb der Oberkante aufgerissen wurde.
Da unter dieser UN-Nummer mehrere verschiedene, äußerst problematische Substanzen (zunächst war die extrem gefährliche Substanz Diepoxybutan gemeldet) zusammengefasst werden, lag es nahe, gegen 8.50 Uhr den Gefahrgutzug der Feuerwehr Altdorf nachzualarmieren.
Dank der umfangreichen Datenbanken im MZF der FF Altdorf konnte bereits auf der Anfahrt geklärt werden, mit welchen Gefahren an der Einsatzstelle zu rechnen war:
Aus Sicherheitsgründen beschränkte sich die FF Schwaig zunächst auf das Abdichten der Kanalisation und das weiträumige Absperren des Betriebsgeländes, wodurch weitergehender Schaden zunächst abgewendet werden konnte.
Um ein weiteres Auslaufen der hochbrisanten Flüssigkeit zu unterbinden, wurde durch den ersten Trupp der Feuerwehr Altdorf unter CSA schnellstmöglich das leckgeschlagene Fass in einem Bergefass verstaut. Parallel wurden weitergehende Nachforschungen – TUIS; BF Nürnberg, Hersteller – eingeleitet, um möglichst viele Informationen zur weiteren Vorgehensweise zu erhalten.
Da dem „Zugführer Gefahrgut“ der FF Altdorf während der Bergung des Fasses ernsthafte Zweifel gekommen waren, dass die vorliegenden Datenblätter nicht mit dem tatsächlichen Inhalt des Fasses übereinstimmen könnten, wurden aus Sicherheitsgründen weitere Maßnahmen im Bereich der Laderampe zunächst zurückgestellt und weitere Recherchen durchgeführt.
Ärgerlicherweise war unter der auf den Ladepapieren angegebenen Notfallnummer des italienischen Herstellers aufgrund des Nationalfeiertages kein Ansprechpartner zu erreichen, und beim Empfänger der Ladung – einem elektrotechnischen Betrieb in Mannheim – dauerte es eine Zeitlang, bis ein aussagekräftiges Datenblatt per Fax in das MZF der FF Altdorf übermittelt werden konnte.
Mit den nun vorliegenden
Informationen war es endlich möglich, den Einsatz gezielt fortzuführen:
Zeitgleich wurde im Gerätehaus Schwaig eine Verletzensammelstelle durch den Rettungsdienst eingerichtet. Hier wurden die Verletzten/Betroffenen registriert, notärztlich gesichtet und nach Transportpriorität in die umliegenen Krankenhäuser verbracht. Ein RTW verblieb über die gesamte Einsatzdauer zur Absicherung der eingesetzten Feuerwehrkräfte in der Nähe der Schadensstelle.
Zur Unterstützung der acht CSA-Geräteträger der FF Altdorf wurde um 10.15 Uhr die Feuerwehr Lauf nachalarmiert, und als aufgrund der umfangreichen Dekontaminationsarbeiten abzusehen war, dass sich der Einsatz enorm in die Länge ziehen würde, erfolgte um 11.55 Uhr die Alarmierung der Feuerwehr Röthenbach / Pegnitz. Um 11.22 Uhr war bereits die FW Behringersdorf zur Verstärkung des Brandschutzes an die Einsatzstelle beordert worden.
Während die FW Altdorf Gefahrstoff-Messungen mit den Auer-Prüfröhrchen organisierte, stellte die BF Nürnberg das neue PID des GW-Mess für Vergleichsmessungen zur Verfügung, um valide Zahlen für das Ausmaß der Umweltgefährdung zu erhalten.
Da in der Zwischenzeit geklärt worden war, dass eine Fachfirma sowohl das Bergefass als auch die erheblichen Mengen an kontaminiertem Chemikalienbinder einer gesicherten Entsorgung zuführen kann, wurden mehrere Edelstahl-Fässer der FF Altdorf mit dem Sondermüll gefüllt.
Erst jetzt konnten die ersten Fahrzeuge der Feuerwehren abrücken, während Experten der Polizei mit sorgfältigen Ermittlungen begannen. Auch zeigten sich mittlerweile bei etlichen Einsatzkräften gesundheitliche Probleme, die teilweise sogar vorsorgliche kurzzeitige Einlieferungen in die Krankenhäuser Lauf und Altdorf zur Folge hatten.
Die Kameraden der Feuerwehr Schwaig mussten bis lange nach 16.00 Uhr an der Einsatzstelle verbleiben, bis die Vollsperrung des betroffenen Areals wieder aufgehoben werden konnte.
Ausdrücklich hervorzuheben ist die ausgezeichnete Kooperation aller an dem Einsatz beteiligten Einheiten: Die Zusammenarbeit sowohl der zahlreichen Feuerwehren aus den unterschiedlichen Dienstbezirken untereinander als auch mit den Kräften von Berufsfeuerwehr Nürnberg, Polizei und Rettungsdienst klappte vorzüglich! Besonders zeigte sich dies auch aufgrund der Tatsache, dass die Ladepapiere in keinster Weise sachdienlich waren. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Durch den reibungslosen Einsatz der Hilfskräfte konnte trotz der dramatisch klingenden Schadenslage gravierende Folgen für die Umwelt abgewandt werden. Dennoch musste insgesamt 45 Personen, darunter sechs Feuerwehrdienstleistende, sechs Rettungsdienstmitarbeiter und eine Polizistin zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Leider liegen uns momentan keine weiteren Bilder vor, sollte sich dies ändern, werden wir die Bilder einfügen. KBR Pawelke, KBI Thiel, KBI
Schlerf, KBI Schneider, KBM Keim, KBM Pinzer, KBM Gsänger (Lkr. RH)
Bericht: FF Altdorf
|