Im Nebenjob Feuerwehrmann – ein Erfahrungsbericht

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RÖTHENBACH - Es ist eine kalte Nacht Anfang Januar. Ich habe eine anstrengende Woche hinter mir und bin froh, dass morgen Samstag ist und ich ausschlafen kann. Doch daraus wird nichts. Wieder einmal. Die Uhr zeigt 3.55 Uhr als mich der Alarm aus dem Schlaf reißt. Freiwillige Feuerwehr heißt eben Dienst rund um die Uhr. Glücklicherweise sind nächtliche Einsätze eher die Ausnahme und nicht die Regel.

  

Jetzt läuft die Zeit. Während ich noch leicht benommen das Licht einschalte und mich anziehe, höre ich die Alarmdurchsage der Leitstelle Nürnberg: „Einsatz für die Feuerwehr Röthenbach, Wohnungsbrand im Laufer Weg. Ich wiederhole…“. Zügig fahre ich durch die menschenleeren Straßen zur Feuerwache im Gewerbegebiet. Alles schläft, nur die Feuerwehrleute aus ganz Röthenbach veranstalten eine Sternfahrt zum Gerätehaus. Seit der Alarmierung sind gerade einmal drei Minuten vergangen, als ich die hell erleuchtete Fahrzeughalle betrete und mir die Einsatzkleidung anziehe -  Feuerwehrstiefel und –hose, die schwere Jacke für Brandeinsätze, sowie Handschuhe und Helm.

  

Fertig ausgerüstet klettere ich in das 14 Tonnen schwere Löschfahrzeug LF 16/12. Über Funk meldet sich unser Gruppenführer bei der Leitstelle, bestätigt den Alarm und fragt nach weiteren Einzelheiten. Die Antwort des Disponenten ist kurz und knapp: „Starke Rauchentwicklung im zweiten Obergeschoss, Näheres nicht bekannt.“ Wenige Augenblicke später ist die Mannschaft des Löschfahrzeugs, 9 Mann, komplett und der Maschinist auf dem Fahrersitz erhält aus dem Mannschaftsraum hinter ihm das Signal: „Voll.“ Das ist sein Zeichen. Mit einem tiefen Wummern springt der 280 PS-starke Diesel an, der Maschinist schaltet das Blaulicht ein und drückt das Gaspedal durch.

  

Die Nacht ist dunkel und kalt. Über uns zuckt das Blaulicht und taucht die schneebedeckte Umgebung immer wieder kurz in blaues Licht. Es sieht fast ein bisschen gespenstisch aus. An der ersten Kreuzung schaltet der Maschinist das Martinshorn ein. Sicherheit geht vor. Franz-Xaver und ich sind heute Angriffstrupp und werden als Erste das brennende Gebäude betreten. Bereits auf der Fahrt legen wir daher unsere Atemschutzgeräte an. Als über Funk eine neue Lagemeldung von der Leitstelle kommt, dreht sich der Gruppenführer um und ruft seine ersten Befehle in den Mannschaftsraum. Wir werden das erste Feuerwehrfahrzeug am Brandort sein und dann muss jeder sofort wissen, was er zu tun hat. Die Handgriffe müssen sitzen.

  

Es ist 4.02 Uhr als wir die Einsatzstelle erreichen. Vor zehn Minuten haben wir alle noch friedlich in unserem warmen Bett geschlummert. Das ist jetzt vergessen. Aus einer Wohnung im zweiten Stockwerk schlagen helle Flammen, das Treppenhaus  ist bereits verqualmt und versperrt den Bewohnern den Fluchtweg. Während der Gruppenführer die Lage erkundet und erste Absprachen mit der Polizei trifft, bereiten wir den Löschangriff vor: Schläuche ausrollen, Verteiler setzen, Strahlrohre bereithalten, Pumpe in Betrieb nehmen, Einsatzstelle ausleuchten.

  

Franz-Xaver und ich sind inzwischen voll bepackt. Über 30 Kilogramm wiegt unsere Ausrüstung, die wir ins Gebäude schleppen – Schlauchleitung, Atemschutzgerät, Axt, Fluchthauben und Funkgerät tragen wir ins zweite Stockwerk. In der brennenden Wohnung ist es so stark verraucht, dass wir uns nur auf allen Vieren zum Brandherd vortasten können. Die Arbeit ist anstrengend und bei fast 1.000 °C sind wir beide bald völlig durchgeschwitzt. In der kleinen Wohnung haben wir es schnell geschafft, uns zum Feuer vorzutasten und löschen die züngelnden Flammen nun mit gezielten kurzen Wasserstößen aus unserer Schlauchleitung. Auf keinen Fall sollten wir zu viel Löschwasser einsetzen, sonst gleicht die Wohnung im Stockwerk darunter danach einer Tropfsteinhöhle.

  

  

Als wir nach zwanzig Minuten auch die letzten Glutnester gelöscht haben und zum Löschfahrzeug zurückkehren, erfahren wir, dass alle Bewohner gerettet werden konnten. Insgesamt fünf Personen wurden über die Drehleiter in Sicherheit gebracht. Auch der Bewohner der Brandwohnung hatte Glück: Ein Rauchmelder im Wohnzimmer hatte das Feuer entdeckt und rechtzeitig Alarm geschlagen – der junge Mann konnte seine Wohnung rechtzeitig verlassen und die Feuerwehr rufen.

  

Die Feuerwehr – in Röthenbach sind das 54 freiwillige Bürger, die sich im „Nebenjob“ als Feuerwehrmann für ihre Mitmenschen engagieren. Ihr Geld verdienen sie als Elektriker, Ingenieur, Polizist, Bauhofarbeiter, Bürokaufmann, Schreiner oder Projektmanager. Bei einem Einsatz verlassen sie ihren Arbeitsplatz und eilen ins Gerätehaus.

  

Allerdings bekommen die Ehrenamtlichen immer mehr Probleme bei der Freistellung vom Arbeitsplatz, weil der Arbeitsdruck in den Firmen immer höher wird und nicht jeder alles „stehen und liegen lassen“ kann, um zum Feuerwehreinsatz zu fahren. Und immer mehr Feuerwehrleute arbeiten in Nürnberg, Roth oder Schwabach – zu weit weg, um tagsüber bei Einsätzen unterstützen zu können. Auch die Feuerwehr Röthenbach ist deshalb auf neue Mitglieder angewiesen. Quereinsteiger können sich innerhalb weniger Monate ausbilden lassen und bis zum Erreichen der Altersgrenze von 63 Jahren bei der Feuerwehr mithelfen. Weitere Informationen auf unserer Seite in der Rubrik "Mitmachen".

  

Bericht & Bild: FF Röthenbach