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Ungewöhnlich starke Schneefälle in kurzer Zeit haben Anfang Januar in Teilen Bayern zu teils chaotischen Verhältnissen und unzähligen Einsätzen von Rettungskräften geführt. Der auf 1.100 Metern gelegene Ort Buchenhöhe (Markt Berchtesgaden) war zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten, die 350 Einwohner – unter ihnen viele Kinder und Jugendliche – mussten über Kettenfahrzeuge der Bundeswehr (Panzer) versorgt werden. In vier Landkreisen, darunter im Berchtesgadener Land, wurde Katastrophenalarm ausgelöst und Einsatzkräfte bis aus Mittelfranken und dem nahen Österreich in die Schneegebiete beordert.
Am Sonntag, den 13. Januar 2019 erreichte der Marschbefehl nach Berchtesgaden gegen Mittag auch das Hilfeleistungskontingent im Landkreis Nürnberger Land. Das Kontingent setzt sich aus Einsatzkräften und Fahrzeugen zahlreicher Feuerwehren des Landkreises zusammen und rückt im Ernstfall gemeinsam in das Einsatzgebiet aus. Die Feuerwehr Röthenbach stellte für dieses Hilfeleistungskontingent acht Feuerwehrmänner um Kommandant Martin Knorr, die sich mit Führungsfahrzeug (MTW), Gerätewagen Logistik (GW L1) und einem Löschgruppenfahrzeug (LF 20/10) um 02.30 Uhr im Konvoi auf dem Weg nach Buchenhöhe machten.
Die Feuerwehren aus dem Nürnberger Land waren dabei ausschließlich in Buchenhöhe eingesetzt, um die gewaltigen Schneemassen von den Dächern zu räumen und ein mögliches Einstürzen zu verhindern. Vor Ort befindet sich ein Gesundheits- und Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche mit mehreren angeschlossen Schulen und Wohnräumen des Internats. Vor allem zum Schutz dieser Einrichtungen waren die Kräfte ab Montagvormittag (14.01.2019) eingesetzt.
Begleitend von andauernden, heftigen Schneefällen räumten die Helfer in Handarbeit betroffene Dächer. Um die eingesetzten Kräfte vor Unfällen zu schützen, wurden die Gebäude zuvor ausgiebig erkundet und Dachfenster, Lichtkuppeln und ähnliche Stellen gut sichtbar markiert. Gleichzeitig wurden alle Einsatzkräfte mit Gurten und Leinen gegen einen möglichen Absturz gesichert. Auch die Feuerwehr Röthenbach hält dazu ständig zwei Gerätesätze Absturzsicherung bereit, die in Buchenhöhe verwendet wurden. Bei der Räumung kamen auch zwei Drehleitern der Feuerwehren Schwaig und Schwarzenbruck zum Einsatz.
Da absehbar war, dass der Einsatz länger als geplant dauern würde und neue, frische Einsatzkräfte benötigt werden, plante die Einsatzleitung ab Dienstag (15.01.2019) den kompletten Austausch des Hilfeleistungskontingentes. Am Dienstagabend erfolgte der Marschbefehl für den so genannten 2. Abmarsch. Während das erste Kontingent am Mittwochabend in das Nürnberger Land zurückkehrte (nur 8 Einsatzkräfte blieben vor Ort), rückte am Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr das zweite Kontingent mit 157 Feuerwehrangehörigen und 26 Fahrzeugen nach Buchenhöhe ab. Von der Feuerwehr Röthenbach kamen nun zusätzlich auch das Mehrzweckfahrzeug (MZF) und die Drehleiter (DLK 23/12) mit Besatzungen (unter ihnen auch zwei Kameraden der Ortsfeuerwehren aus Haimendorf und Renzenhof) zum Einsatz.
Aufgeteilt in fünf Züge setzten die Helfer die mühsame Arbeit auf den Dächern – unterstützt von den Drehleitern der Feuerwehren Feucht, Röthenbach und Strasswalchen(Österreich) – fort. Kräftezehrend waren zum einen die Schneemengen, die sich auf ein bis zwei Metern auftürmten, und zum anderen die Schwere des Schnees – so manche Schaufel überlebte den Einsatz nicht sehr lange. An fast allen Gebäuden schob sich der Schnee bis zu einem Meter über die Dachkante hinaus. Auch hier kamen die Drehleitern zum Einsatz: Mit Schaufeln und sogar Stichsägen wurden die Überhänge entfernt.
Der gesamte Einsatz vor Ort wurde durch die Führungskräfte des Landkreises Nürnberger Land um Kreisbrandrat Norbert Thiel und Kreisbrandinspektor Peter Schlerf koordiniert. Durch die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL), die sich aus Mitgliedern verschiedener Feuerwehren zusammensetzt, wurde dazu eine Einsatzzentrale eingerichtet. Die UG-ÖEL übernimmt beispielsweise den Funkverkehr, übermittelt Einsatzaufträge und führt eine Lagekarte des Schadensgebietes, so dass sich die Einsatzleitung auf die Führung des Einsatzes konzentrieren kann.
Neben dem Hilfeleistungskontingent der Feuerwehren aus dem Nürnberger Land waren auch verschiedene Ortsverbände des Technischen Hilfswerks (THW) und Einheiten der Bundeswehr sowie der Bundespolizei vor Ort.
Für das Hilfeleistungskontingent, und damit auch für die Feuerwehr Röthenbach, endete der Einsatz in Buchenhöhe mit der Aufhebung des Katastrophenalarms am Samstag (17.01.2019), um 12 Uhr. Am frühen Abend kehrten alle Einsatzkräfte zurück zu ihren Stützpunkten. Bis 21 Uhr waren die letzten Kräfte noch damit beschäftigt, Fahrzeuge und Geräte wieder einsatzbereit zu machen. Durch den mehrtägigen Einsatz sind Schäden an zwei Fahrzeugen aufgetreten, einzelne Ausrüstungsgegenstände müssen ersetzt und vor allem die beiden Gerätesätze Absturzsicherung geprüft, komplettiert und wieder einsatzbereit gemacht werden. Damit waren unsere Gerätewarte noch über mehrere Tage beschäftigt.
Die Feuerwehr Röthenbach bedankt sich bei allen eingesetzten Feuerwehren und Hilfsorganisationen für die sehr angenehme, kameradschaftliche und ausgesprochen gute Zusammenarbeit! Ein besonderer Dank geht dabei auch an die Feuerwehr Berchtesgaden, das CJD Berchtesgaden für die Unterbringung und großartige Verpflegung unserer Einsatzkräfte sowie an die daheimgebliebenen Kameraden, die weiterhin für die Sicherheit in Röthenbach gesorgt und in dieser Zeit bei vier Einsätzen (ein Brandeinsatz, zwei Verkehrsunfälle auf den Autobahnen und einem medizinischen Notfall) zur Stelle waren.
Einsatzdaten (nur FF Röthenbach):Einsatzbeginn: 14.01.2019, 02.00 UhrOrt: Buchenhöhe, BerchtesgadenFahrzeuge: MTW (Mannschaftstransportwagen), MZF (Mehrzweckfahrzeug), Löschgruppenfahrzeug (LF 20/10 KatS), Gerätewagen Logistik (GW L1), Drehleiter (DLK 23/12)Dauer: 138 Stunden
Weitere Berichte:Feuerwehr Berchtesgaden Kreisfeuerwehrverband Nürnberger Land
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